Texte lesen und verstehen
Es waren einmal drei Schmetterlinge. Ein weißer, ein gelber und ein roter.
An einem wunderschönen, sonnigen Frühlingstag tanzten und spielten sie über der großen Wiese und flogen von einer Blüte zur Nächsten.
Sie waren so in ihr Spiel in der Luft vertieft, dass sie gar nicht merkten, dass dunkle Regenwolken aufzogen und die Sonne verdunkelten.
Plötzlich blitzte und donnerte es, und die ersten Regentropfen fielen auf die Erde.
Die drei Schmetterlinge mussten nun schnell Schutz vor dem Regen suchen.
Sie flogen zu einer weißen Lilie die am Teich wuchs und sagten: „Nimm uns bitte in Schutz, sonst werden wir ganz nass!“
Die Lilie antwortete: „Den weißen Schmetterling will ich gerne aufnehmen. Aber den roten und den gelben Schmetterling nicht.“
Da sagte der weiße Schmetterling: „Ohne meine Freunde will ich auch nicht bei dir bleiben.“
Und so flogen sie zusammen weiter.
Sie kamen zu einer gelben Tulpe und fragten sie: „Willst du uns bei dir aufnehmen?“
Die Tulpe antwortete: „Den gelben Schmetterling, der so aussieht wie ich, nehme ich gerne auf. Aber den weißen und roten mag ich nicht.“ Da wollte der gelbe auch nicht bleiben, und sie flogen zusammen weiter.
Inzwischen regnete es schon recht stark und die Flügel der Schmetterlinge waren schon sehr nass geworden und so konnten sie kaum noch fliegen. Da kamen sie zum roten Klatschmohn und fragten ihn: „Willst du uns bei dir aufnehmen?“
Der antwortete: „Den roten Schmetterling nehme ich gerne bei mir auf. Aber für den weißen und den gelben habe ich keinen Platz.“
Da sagten die drei Schmetterlinge: „Dann wollen wir lieber zusammen nass werden!“
Das hörte die Sonne hinter den Wolken. Ihr taten die drei Freunde, die so fest zusammenhielten, leid.
Sie breitete ihre Strahlen weit aus, sodass sie die Wolken durchbrachen und den drei Schmetterlingen ganz schnell die Flügel trockneten. Über der Blumenwiese spannte sich nun ein wundervoller Regenbogen in allen acht Farben.
Vor Freude tanzten die Drei für die Sonne ihren schönsten Schmetterlingstanz.
Fragen:
1) Um welche Anzahl von Schmetterlingen handelt es sich in dem Text?
2) Was Antwortete die weiße Blume auf die Frage der Schmetterlinge?
3) Weshalb brauchten die drei Schmetterlinge Unterschlupf?
4) Um was für eine Blume handelt es sich bei der weißen Blume?
5) Was antworteten die Schmetterlinge jeder Blume, die ihnen keinen Unterschlupf anbot?
6) Nachdem die drei Blumen immer nur einen Schmetterling annehmen wollen, was sagen die drei Schmetterlinge zu der letzten Blume, die sie um Hilfe bitten?
7) Was passiert, nachdem die drei Freunde sich für einander entscheiden?
Niko ist neu in der Klasse. Vor einigen Monaten ist er mit seinen Eltern aus Russland gekommen, und so richtig hat er sich noch immer nicht eingelebt.
Eigentlich ist sein voller Name Nikolaus, aber so einen kleinen Jungen kann man doch so nicht rufen. Darum haben sich alle in seiner Klasse auf "Niko" geeinigt. Und Niko hatte auch nichts dagegen.
Niko spricht komisch. Die deutschen Worte stimmen zwar, aber er betont sie oft so eigenartig. Manchmal versteht er auch nicht richtig, was die Lehrerin von ihm will, oder was seine Mitschüler zu ihm sagen. Trotzdem gibt er sich viel Mühe.
In seiner Klasse ist Niko durchaus beliebt. Er ist ruhig und friedlich, spielt gerne mit den anderen Kindern und weiß viele interessante Dinge von seiner früheren Heimat zu erzählen.
Allerdings hat Niko immer noch keinen richtigen Freund gefunden. Den anderen ist es oft viel zu umständlich, ihm alles drei mal erklären zu müssen. Darum steht er im Pausenhof oft abseits und sieht den Kindern beim Spielen zu. Aber heute ist irgendwie alles anders. In der großen Pause fragt Dominik plötzlich: "Willst du heute Nachmittag mit uns mitkommen? Wir wollen die alte Krause ärgern."
Obwohl Niko nicht alles versteht, was damit gemeint ist, nickt er eifrig. Endlich wird er dazugehören!
Dominik, Markus und Uwe warten am Nachmittag lange vergeblich auf Niko.
"Der kommt nicht mehr", meint Markus. "Also los, gehen wir ohne ihn", sagt er. Laut denkend sagt Markus: "Wie können wir die alte Krause denn am besten ärgern?"
Auf dem Weg zu Frau Krause grübeln die drei Jungs darüber nach. Frau Krause ist dafür bekannt, dass sie sich über alles beschwert. Sie hat mit allen ihren Nachbarn Streit. Die Polizei des Ortes weiß schon, dass Frau Krause die Nachbarn wegen jeder Kleinigkeit gleich anzeigt.
Eigentlich ist Frau Krause garnicht so alt. Aber sie ist verbittert und griesgrämig. Mit ihren vier Katzen lebt sie ganz allein in ihrem großen Haus mit Garten. Wenn die Kinder vor ihrem Grundstück spielen und dabei etwas lauter werden, läuft sie sofort hin und schimpft sie aus. Natürlich brüllen die Kinder daraufhin noch lauter.
Als Uwe eine von Frau Krauses Katzen faul in der Sonne dösen sieht, hat er plötzlich eine großartige Idee. "Schnappt euch die Katze! Ich bin gleich wieder da!", ruft er.
Dominik und Markus gehen sofort auf Katzenjagd. Sie haben das Tier kaum gefangen, da ist Uwe schon mit einer Blechdose und einem Bindfaden zurück. Er befestigt die Dose am Schwanz der Katze. Dann lassen die Jungs das Tier los. Mit einem großen Satz springt die Katze in die Freiheit.
Die Dose scheppert laut auf der Straße. Die Katze versucht, sie zu fangen. Fauchend schnappt sie immer wieder nach ihrem Schwanz mit dem lästigen Ding.
"Das arme Tier", murmelt Dominik mitleidig. "Die Katze wollten wir doch garnicht ärgern." Aber er unternimmt nichts, schließlich will er vor seinen Freunden nicht als Weichling dastehen.
In diesem Moment kommt Niko mit seinem alten zerkratzen Fahrrad um die Ecke gebogen. Er sieht die Katze, die sich wie verrückt im Kreis dreht und immer noch vergeblich versucht, die Dose loszuwerden.
Sofort steigt er von seinem Rad ab und stellt es am Straßenrand ab. Er winkt den Jungen zu. Dann läuft er zu der verschreckten Katze, um sie von der Dose zu befreien. Durch die panischen Bewegungen der Katze verwirrte sich der Faden stark. Daher dauert es einen Moment bis Niko alle Knötchen lösen kann.
Die anderen drei Jungs stehen einige Meter entfernt abseits und schauen zu. Niko hat es fast geschafft die Katze zu befreien. Da kommt plötzlich Frau Krause aus dem Haus gestürzt. Die drei Jungen laufen weg. Nur Niko ist nicht schnell genug. Ihn erwischt die wütende Frau. Sie nimmt ihn mit ins Haus und ruft von dort die Polizei. Mit dem Streifenwagen wird Niko ein wenig später nach Hause gefahren.
Zusammenfassungsfragen 1. Teil:
Frage 1) Was ist bisher geschehen? Fasse kurz zusammen.
Frage 2) Weshalb wollte Niko sich mit den anderen drei Jungen treffen?
Frage 3) Wieso gingen Uwe, Dominik und Markus ohne Niko los?
Frage 4) Was geschah, nachdem Frau Krause plötzlich auftauchte?
"Was ist gestern noch passiert?", will Dominik am nächsten Morgen kleinlaut von Niko wissen.
"Nichts!", gibt er unwillig zurück. Dabei rutscht er auf seinem Stuhl unruhig hin und her.
Beim Umkleiden zum Sportunterricht sieht Dominik dann die Striemen.
"Hat die alte Krause dich etwa verprügelt?", fragt er entsetzt. "Nein", flüstert Niko leise. "Das war mein Vater."
Dominik kann das nicht glauben. "Nur wegen einer Katze? Aber du kannst doch gar nichts dafür! So eine Ungerechtigkeit!"
Die Jungen haben etwas angestellt und der unschuldige Niko, der nur helfen wollte, ist dafür bestraft worden. Dominik kann den ganzen Tag an nichts anderes mehr denken.
Am Abend lässt ihm sein schlechtes Gewissen keine Ruhe mehr. Er erzählt alles seinen Eltern.
Sein Vater handelt sofort.
"Zieh deine Jacke an!", sagt er zu Dominik. "Wir gehen jetzt zu Nikos Eltern."
Zitternd folgt Dominik seinem Vater. Er fürchtet sich vor Nikos Vater. Was muss das für ein Mann sein, der seinen eigenen Sohn schlägt! Vielleicht verprügelt er ja auch fremde Kinder...
Als sie endlich vor der Wohnungstür stehen, tastet Dominik ängstlich nach der Hand des Vaters. Dieser lächelt ihm beruhigend zu und läutet an der Tür. Niko öffnet. "Du?", fragt er erstaunt. Und dann sagt er artig: "Guten Tag."
"Können wir mit deinem Vater sprechen?"
Niko ruft irgendwas auf Russisch. Ein Mann kommt herbei. Dominik schaut seinen Vater ängstlich an.
"Was hat mein Junge nun schon wieder gemacht?", fragt er müde.
Dominiks Vater erklärt alles. Da leuchten die Augen des Mannes auf. "Kommen Sie herein!" Er besteht darauf, dass Dominik und sein Vater in die Wohnung kommen.
Als sie sich im Wohnzimmer setzen, erklärt Nikos Vater seiner Frau alles noch einmal auf Russisch. Auch sie scheint sich zu freuen. Freundlich streicht sie Dominik über das Haar. "Guter Freund für Niko", sagt sie dabei.
Jetzt hat Dominik überhaupt keine Angst mehr.
"Niko wollte doch nur der Katze helfen. Dafür dürfen Sie ihn doch nicht schlagen. Er ist so ein netter Kerl!", sprudelt es so aus ihm raus.
"Ich war so unglücklich", sagte Nikos Vater betrübt. "Wir sind hier in einem fremden Land. Mein Sohn wird wie ein Verbrecher von der Polizei gebracht. Ich wusste nicht, was er getan hat. Wie gut, dass du es mir jetzt sagst."
Dann wendet er sich Niko zu. Er spricht Russisch mit ihm.
"Hat er sich entschuldigt?", will Dominik sofort wissen.
Niko lacht und nickt. Auch er ist glücklich.
"Du bist wirklich ein guter Freund", sagt er.
Nikos Eltern bringen nun Essen und Trinken herbei. Sie lassen ihren Besuch lange nicht gehen. Beim Abschied bitten sie Dominik, bad wieder zu Niko zu kommen. Das will er gerne tun.
Auf dem Heimweg sagt Dominik:
"Niko hat nette Eltern, nicht wahr? Was ich nur komisch finde: Mich haben alle gelobt und belohnt, obwohl ich eigentlich die Strafe verdient hätte. Schließlich war ich dabei, als Uwe der Katze die Dose an den Schwanz gebunden hat."
"Ja, mein Sohn", sagt Vater mit gespielter Strenge. "Du hast dich wirklich schuldig gemacht. Als Wiedergutmachung könntest du Niko helfen, die deutsche Sprache richtig zu lernen."
"Das ist doch keine Strafe! Das mache ich doch gern!", ruft Dominik begeistert.
Zusammenfassungsfragen 2. Teil:
Frage 5) Was antwortete Niko auf Dominiks Frage am nächsten Tag?
Frage 6) Wie fühlte Dominik sich nachdem der unschuldige Niko bestraft wurde?
Frage 7) Weshalb konnte Dominik an nichts Anderes mehr denken?
Frage 8) Was geschah nachdem Dominik seinem Vater diese Geschichte erzählte?
Frage 9) Wie reagierten die Eltern von Niko auf den Besuch von Dominik und seinem Vater?
Frage 10) Welche Strafe bekam Dominik für das "Verbrechen"?